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Fahrradfahren im Havelland vom 8. bis 11. Juli 2014

16 Frauen zeigen bei Regen Durchhaltevermögen auf 138 Kilometern auf dem Drahtesel

Es gibt kein schlechtes Wetter, man muss nur die richtige Kleidung tragen. Und die haben 16 radelnde Frauen aus dem Landfrauenverein Vorsfelde und Umgebung. Aber auch Durchhaltevermögen und gute Laune, um den täglichen Regen oder die Gewitter während der Fahrradtouren zwischen Potsdam und Berlin zu meistern. Zur Beruhigung: Auch die Sonne lässt sich auf den 138 Radel-Kilometern blicken.

Unsere Organisatorinnen Elisabeth Hohnke und Brigitte Detlefsen schauen, ob alle Teilnehmerinnen startbereit sind. Los geht es ab Schützenplatz Vorsfelde. Schon bei Regen werden unsere Räder auf den Hänger verfrachtet. Aber bei Sonnenschein kommen wir in unserem Domizil „Sperlingshof“ in Dallgow an.

Auf der ersten Radtour Begrüßung mit kräftigem Gewitter

Schnell beziehen wir unsere Zimmer und schwingen uns gleich auf unsere Drahtesel, und ab geht’s in Richtung Berlin-Spandau. Jedoch vorher noch schnell ein Foto von der Truppe vor dem Hotel.

Vor dem Start schnell noch eine Aufnahme vor dem Sperlingshof in Dallgow. Foto: Apparat Ingrid Schmidt

Vor dem Start schnell noch eine Aufnahme vor dem Sperlingshof in Dallgow.
Foto: Apparat Ingrid Schmidt

Brigitte erhält von unserem Hotelier ein Navigationsgerät mit eingespeicherter Tour. Es geht durch Falkensee an hübschen Gärten und Villen vorbei und durch herrliche Parks, die uns während unseres Aufenthalts immer wieder an verschiedenen Orten erfreuen. Und schließlich landen wir im lebhaften Berlin-Spandau im Eis-Café Venezia. Nur gut, dass wir unter großen Schirmen Platz finden, denn es beginnt aus vollen Kannen zu regnen und zu gewittern. Wir warten und warten. Das Gewitter hört zwar auf, aber der Regen bleibt. Da wir jedoch in Dallgow zum Abendessen verabredet sind, machen wir uns nach über einer Stunde Warten auf, natürlich regendicht mit Jacke, Hose und Gamaschen eingepackt, zu unserem Restaurant “Casa Toro Negro“. Und lassen es uns nach 34 gestrampelten Nass-Kilometern schmecken, nachdem wir uns wieder aus all der Regenkleidung ausgepellt haben.

Heidi Blume resümiert den ersten Tag: „Der Einstieg am Schützenplatz war lustig. Räder bei Regen verladen, doch wir waren frohen Mutes. Wir haben nachmittags schöne Häuser, tolle Villen und viel Grün gesehen. Und das Eis schmeckte im Venezia trotz Gewitter lecker.“

Und weil unser Hotel kein gemeinschaftliches Fernsehen für die Fußball-Weltmeisterschaft bietet, gehen wir auf unsere Zimmer und schauen uns in kleinen Gruppen das kuriose, unglaubliche WM-Spiel mit „unseren“ Deutschen Jungs und den Brasilianern an. 7:1 geht das Duell aus! Bei jedem Tor böllert es draußen mächtig laut. Dabei ist doch kein Silvester! Und wir begießen den Sieg unserer Jungs natürlich mit noch schnell organisierten Piccolos.

Radelnd durch den Park Sanssouci bei Regen

Unsere Gästeführerin Elke Backhaus bringt uns am Mittwoch das Havelland näher. Es geht auf dem Havel-Radweg entlang, wir sehen tolle Yachthäfen und mit einer Fähre überqueren wir die Havel. Und ich lerne den Wannsee in Natura kennen, den ich nur von dem alten Conny-Schlager „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein“ her kenne.

Der Löwe schaut über die Radlerinnen hinweg auf den Wannsee.
Foto: Gudrun Meier

Vor einem großen Monument machen wir Halt. Ein gewaltiger Löwe schaut von oben auf den Wannsee. Er wurde von dem dänischen Bildhauer Herman Bissen geschaffen und als Kopie aus Zink im Jahr 1874 in Berlin aufgestellt. Das Original steht heute nach einem Hin- und Hergezerre in Flensburg. Der Löwe galt als Symbol für den dänischen Sieg über die Schleswig-Holsteiner in der Schlacht bei Idstedt 1850.

Hinterrad defekt – nun muss Karin warten

Leider spielt das Fahrrad von Karin nicht mehr mit, denn das Hinterrad löst sich aus seiner Verankerung. Wir landen wiederum in einem Café, dem Wirtshaus „Zur Pfaueninsel“, zumal es wieder regnet und gewittert. Karin muss hier warten, bis sie später vom Shuttle-Service abgeholt wird. Ohne Karin geht‘s weiter Richtung Potsdam. Elke zeigt uns die geschichtsträchtige Glienicker Brücke, auf der zu DDR-Zeiten Menschen ausgetauscht wurden.

Wiederum herrliche Parks. Unsere Gruppe trennt sich in Potsdam, um wegen Platzmangel im Shuttle-Service getrennt abgeholt zu werden.

Wer hat schon einmal die Schönheiten des Sanssouci-Parks mit seinen prächtigen Bauten bei Regen erlebt? Natürlich wir Landfrauen – noch dazu bei Gewitter, das aber nicht direkt über uns droht. Und als dann alle wieder glücklich oder knurrend nach sich schwierig gestalteten Abholaktionen (weil zwei Gruppen) im Hotel gelandet sind, gibt mir Jutta Großhennig den Kommentar zum abgelaufenen Tag ab:
„Start bei herrlichem Sonnenschein. Als Rest folgte der wirklich nicht ersehnte Regen. Aber wir sind trotzdem gefahren.“ Und das waren immerhin 40 Kilometer.

Potsdam – eine sehenswerte Stadt - und wieder defekte Fahrräder

Die längste Tour von 64 Kilometern legen wir auf unseren Kettenfahrzeugen am 10. Juli zurück. Oh je! Nur wenige Kilometer von unserem Hotel entfernt, muckt in der Nähe des ehemaligen Olympischen Dorfs von 1936 das Fahrrad von Marita und muss ausgetauscht werden. Das gibt uns wieder viel Überbrückungszeit zum Klönen. Doch weiter geht’s. Durch herrliche Landschaften radeln wir. Auch durch das hübsche kleine und sehenswerte Dorf Paretz mit seiner Schlossanlage, den zahlreich renovierten alten Häuschen und der imposanten Kirche aus dem Jahr 1797. Und die Fähre Charlotte schippert uns über die Havel.

Nach einer kurzen Fahrradrast in Werder, die gerade knapp für ein Erfrischungsgetränk reicht, besteigen wir das Schiff „Wappen von Berlin“. Eine Stunde auf dem Schwielower See und dem Templiner See bis Potsdam Lange Brücke schnuppern wir Seeluft auf dem Oberdeck und schauen auf sehenswerte Bauten von Werder, tolle Yachthäfen oder zahlreiche Wasserfahrzeuge.

Die Nicolaikirche in Potsdam. Foto: Ingrid Schmidt

In Potsdam zeigt uns Elke einen Bereich des Sanssouci-Parks oder im Neuen Garten aus der Ferne den Cecilienhof mit seinem Fachwerk. Im Innenstadtbereich radeln wir zu imposanten Bauten wie die beeindruckende Nicolaikirche oder das altehrwürdige Landtagsgebäude. Und das Holländerviertel begeistert uns auch. Hätten wir nur mehr Zeit! Es gibt so viel zu sehen!

Auf der Strecke von Potsdam zu unserem Hotel wollen zwei Fahrräder nicht so wie ihre Besitzerinnen. Ein Reifen muss mehrmals wieder aufgepumpt und eine Nabenschaltung gerichtet werden. Aber auch das meistern wir prima. Ohne fremde Hilfe!

Die sogenannte Henkersmahlzeit nehmen wir in unserem Hotel ein. Doch vorher verabschieden wir uns mit einem Dankeschön von unserer Gästeführerin Elke Backhaus.

Kommentar des letzten Aktiv-Tages von Ingrid Schmidt:

„Die Fahrt war noch nicht richtig im Gange,
da hatten wir die erste Panne.
Mit dem neuen Rad ging es weiter,
es war sonnig, es war heiter.
Mit dem Schiff fuhren wir über Seen
und es gab auch einiges zu seh‘n.
Und zum guten Schluss,
Rita noch pumpen muss.“
Aber zum Segen,
heute fast ohne Regen.“ 

Erlebnisreiche, harmonische und interessante Radlertage in netter Gemeinschaft gehen leider viel zu schnell zu Ende. Ein dickes Dankeschön für die ermöglichten Aktivitäten auf unseren Stahlrössern gilt Elisabeth und Brigitte!

Als wir auf der Rückfahrt Zwischenstation in der schönen alten Hansestadt Tagermünde einlegen, ist für mich der Besuch im Café Engel in der Innenstadt ein abschließendes Sahnehäubchen. Gemütlich, romantisch und mit Liebe gestaltet präsentiert sich der herrliche Kaffeegarten. Ein Ort, den man noch einmal so richtig genießen kann, bevor einen der Alltag zu Hause wieder in Beschlag nimmt.

Bericht von Gudrun Meier